Alles was Sie über Waagen wissen müssen: Eichung, Vorschriften und Kalibrierung

Die Waage ist ein Gerät, das uns in unserem Alltag begegnet und uns dabei hilft, Gewichte zu messen. Sie ist ein unverzichtbares Werkzeug in vielen Bereichen, sei es beim Kochen, beim Versenden von Paketen oder in industriellen Prozessen.

Eine Waage ist im Grunde genommen ein Instrument, das entwickelt wurde, um das Gewicht eines Objekts zu messen. Sie besteht in der Regel aus einer Plattform oder einer Hängevorrichtung und einer Skala, auf der das Gewicht abgelesen werden kann. Durch das Platzieren des zu wiegenden Gegenstandes auf der Plattform oder dem Aufhängen an der Hängevorrichtung kann das Gewicht ermittelt werden.

Im Bereich der Waagen gibt es jedoch verschiedene Arten und Kategorien, die je nach Einsatzgebiet und Funktionalität unterschieden werden. Eine wichtige Unterscheidung im industriellen Bereich ist die zwischen nichtselbsttätigen und selbsttätigen Waagen. 

Nichtselbsttätige vs. selbsttätige Waage 

Eine nichtselbsttätige Waage (NAWI) – von denen insbesondere in den unten genannten Richtlinien oft die Rede ist – ist eine Art von Waage, die die Messung durch Bedienungspersonal erfordert. Eine nichtselbsttätige Waage verfügt über eine Skala oder Anzeige, auf der das Gewicht des zu wiegenden Objekts abgelesen werden kann. Die Verwendung von NAWI ist in Handel, Industrie und anderen Bereichen weit verbreitet, in denen präzise Messungen erforderlich sind.

Im Gegensatz dazu gibt es selbsttätige Waagen, die die Wägung automatisch durchführen. Der Vorgang der Wägung wird immer wieder von selbst gestartet und folglich spielen selbsttätige Waagen eine entscheidende Rolle bei der Automatisierung industrieller Produktion.

Im Folgenden widmen wir uns den nichtselbsttätigen Waagen und den zu beachtenden Vorschriften. 

Was ist eine geeichte Waage?

Eine geeichte Waage ist eine nichtselbsttätige Waage, die einer Eichung unterzogen wurde und die den rechtlichen Bestimmungen (insbesondere EU-Richtlinie 2014/31, EU-Richtlinie 2014/32, MessEG und MessEV) im eichpflichtigen Verkehr entspricht, sowie einer regelmäßigen Kontrolle durch das Eichamt unterzogen wird. 

Ziel einer Eichung ist es, den Verbraucher sowie die öffentlichen Interessen zu schützen. Die Eichung durch eine autorisierte Stelle stellt sicher, dass die Waage genaue und zuverlässige Gewichtsmessungen liefert und Eichfehlergrenzen eingehalten werden. Eine geeichte Waage wird in geschäftlichen Bereichen verwendet, in denen das Gewicht eine rechtliche Relevanz hat, wie z.B. im Handel, in der Medizin oder in bestimmten eichpflichtigen Tätigkeiten.

Wie erkennt man eine geeichte Waage? 

Das sog. Eichsiegel oder auch Metrologie-Kennzeichnung (M) mit entsprechender CE-Kennzeichnung drückt aus, dass die Waage den rechtlichen Vorschriften entspricht.

Das sog. Eichsiegel oder auch Metrologie-Kennzeichnung (M) mit entsprechender CE-Kennzeichnung drückt aus, dass die Waage den rechtlichen Vorschriften entspricht.

Wenn die Eichung bereits vom Hersteller durchgeführt wurde, wird dies als EU-Konformitätsbewertung bezeichnet. 

Nach §32 MessEG besteht eine Anzeigepflicht innerhalb von 6 Wochen beim zuständigen Eichamt, sobald Sie eine eichfähige Waage in Betrieb nehmen. 

Die Kennzeichnung der Eichbehörden allerdings ist durch ein gewundenes Band geprägt und in Anlage 8 der MessEV einzusehen. 

Plombierschalter bei industriellen Wägesystemen: Wichtige Funktion für die Eichung und Sicherheit

Der Plombierschalter spielt eine entscheidende Rolle bei der Eichung und Sicherheit von Waagen, insbesondere in geschäftlichen und industriellen Umgebungen. Dieser spezielle Schalter, oft auch als Siegelschalter bezeichnet, ist ein wesentliches Element, das die Integrität und Konformität einer geeichten Waage sicherstellt.

Was ist ein Plombierschalter?

Der Plombierschalter ist ein Sicherheitsmechanismus, der in vielen Waagen eingebaut ist. Er dient dazu, den Zugang zu den Kalibrierungs- und Justierungseinstellungen der Waage zu kontrollieren und zu sichern. Nach der Eichung wird der Plombierschalter versiegelt, um unbefugte oder unbeabsichtigte Veränderungen an den Einstellungen der Waage zu verhindern. Dies gewährleistet, dass die Waage weiterhin den gesetzlichen Vorschriften und Eichnormen entspricht.

Der Plombierschalter ist ein Sicherheitsmechanismus, der in vielen Waagen eingebaut ist. Er dient dazu, den Zugang zu den Kalibrierungs- und Justierungseinstellungen der Waage zu kontrollieren und zu sichern. Nach der Eichung wird der Plombierschalter versiegelt, um unbefugte oder unbeabsichtigte Veränderungen an den Einstellungen der Waage zu verhindern. Dies gewährleistet, dass die Waage weiterhin den gesetzlichen Vorschriften und Eichnormen entspricht.
Umgang mit dem Plombierschalter
  • Eichung und Plombierung: Nach der Eichung einer Waage wird der Plombierschalter durch eine autorisierte Eichstelle versiegelt. Dies soll sicherstellen, dass die Einstellungen der Waage seit der letzten Eichung nicht verändert wurden.
  • Wartung und Reparatur: Sollte eine Waage gewartet oder repariert werden müssen, kann es notwendig sein, das Siegel zu entfernen. In diesem Fall muss die Waage erneut geeicht und der Plombierschalter erneut versiegelt werden, um die Konformität mit den gesetzlichen Anforderungen sicherzustellen.

Wie oft muss eine Waage geeicht werden? 

Die Eichung einer Waage ist abhängig von der Waagen- und Einsatzart:

  • Waagen mit einer Maximallast bis 2.999kg: Eine Eichung erfolgt alle 2 Jahre
  • Waagen mit einer Maximallast ab 3.000kg: Eine Eichung erfolgt alle 3 Jahre 

Achtung: Nach jeder Reparatur muss eine erneute Eichung der Waage erfolgen. 

Die verschiedenen Genauigkeitsklassen von nichtselbsttätigen Waagen 

In der EU-Richtlinie 2014/31 sind sogenannte Genauigkeitsklassen definiert, die angeben, wie präzise eine Waage beim Wiegen von Objekten ist. 

Diese Genauigkeitsklassen können in verschiedenen Massen- und Gewichtseinheiten (nach Richtlinie 80/181/EWG von 1979) dargestellt werden. Folgende Massen- und Gewichtseinheiten sind zulässig: 

  • SI-Einheiten: Kilogramm, Mikrogramm, Milligramm, Gramm und Tonne
  • Britische Einheiten: Troy Unze (bei der Wägung von Edelmetallen)
  • Weitere Einheiten: Karat (bei der Wägung von Edelsteinen)

Die Genauigkeitsklassen tragen auf vielfache Weise zur Kategorisierung von Waagen bei:

  • Sie dienen zur Bestimmung der Eignung der Waage für bestimmte Anwendungsbereiche
  • Sie legen die Toleranzgrenze fest, die bei der Prüfung der Waage angewendet werden. 

Damit eine Waage einer spezifischen Genauigkeitsklasse zugeordnet werden kann, muss sie bestimmte Kriterien erfüllen. Die Einteilung in Klassen erfolgt anhand zweier Aspekte:

  1. Die Anzahl der Skalenintervalle (n): Dies bezieht sich auf das Verhältnis der Kapazität der Waage zu ihrer kleinsten darstellbaren Einheit, also der Auflösung und wird auch einfach Division genannt. Der Gesetzgeber spricht in der EU-Richtlinie 2014/31 jedoch von der Anzahl der Eichwerte (n). 
  2. Der Eichwert (e): Dies ist das geringste Gewichtsintervall, das bei der gewichtsabhängigen Preisbestimmung mit einer bestimmten Waage in einem Handelskontext herangezogen werden kann. 

Was ist der Eichwert (e)?

Bei nichtselbsttätigen Waagen bezeichnet der Eichwert (e) den kleinsten, gesetzlich zugelassenen und technisch möglichen Teilungsschritt der Waage. Mit anderen Worten, er bestimmt das kleinste Gewicht, das die Waage zuverlässig messen kann.

Der Eichwert (e) wird in der gleichen Maßeinheit wie der Wägewert angegeben (zum Beispiel Gramm, Kilogramm, also die oben genannten SI-Einheiten). Eine Waage mit einem Eichwert (e) von 1 Gramm würde zum Beispiel Gewichte auf die nächste ganze Grammzahl runden. Eine Waage mit einem Eichwert von 0,01 Gramm könnte dagegen Gewichte auf das nächste Hundertstelgramm genau messen.

Genauigkeitsklassen: Eine entscheidende Kategorisierung für nichtselbsttätige Waagen 

Folgende Genauigkeitsklassen – bezogen auf den Eichwert (e) – wurden vom Gesetzgeber je nach Anforderungen und Verwendungszweck der Waage festgelegt: 

  1. Klasse I: Feinwaagen. Diese Waagen sind besonders präzise und eignen sich für genaue Messungen in Laboratorien oder speziellen Anwendungen. Der Eichwert (e), also die kleinste Gewichtseinheit, die die Waage messen kann, beträgt mindestens 0,001 Gramm. Hierzu gehören unsere Analysenwaagen!
  2. Klasse II: Präzisionswaagen. Diese Waagen haben eine etwas geringere Genauigkeit als Klasse I, sind aber immer noch präzise. Der Eichwert (e) kann zwischen 0,001 Gramm und 0,05 Gramm liegen. Sehen Sie sich hier unsere Auswahl an Präzisionswaagen an! 
  3. Klasse III: Handelswaagen. Diese Waagen werden in kommerziellen Umgebungen wie Geschäften oder Supermärkten verwendet. Sie sind weniger präzise als Klasse II, aber immer noch ausreichend genau für den Handelsgebrauch. Der Eichwert (e) kann zwischen 0,1 Gramm und 2 Gramm liegen.
  4. Klasse IIII: Grobwaagen. Diese Waagen werden für grobe Messungen verwendet, bei denen eine hohe Genauigkeit nicht erforderlich ist. Der Eichwert (e) beträgt mindestens 5 Gramm.

In folgender Tabelle sehen Sie die Genauigkeitsklassen mit Angabe der Anzahl der Skalenintervalle (n) und des Eichwertes (e). 

Genauigkeitsklassen nach EU-Richtlinie 2014/31
KlasseEichwert (e)
= kleinstes Gewicht, dass die Waage messen kann


Mindestlast (min)n = ((Max)/(e))
= Kapazität / Ablesbarkeit

Anzahl der Eichwerte (n)
Anzahl der Skalenintervalle (n)
Division (n)
Anwendung
MindestwertMindestwertHöchstwert
I0,001 g ≤ e
Einfach ausgedrückt:
≥1 mg

100 e50 000Hochpräzises Wägen in Laboratorien
II
0,001 g ≤ e ≤ 0,05 g

Einfach ausgedrückt:
1 bis 50 mg
20e
100100 000Laborwägungen für Produkte wie Edelsteine und Metalle oder Getreide
0,1 g ≤ e

Einfach ausgedrückt:
≥100 mg
50e5 000100 000
III
0,1 g ≤ e ≤ 2 g

Einfach ausgedrückt:
0,1 bis 2 g
20e10010 000Gewerbliches Wägen von Produkten wie Edelmetalle und Halbedelsteine
Ebenfalls zum Wägen von Tieren, Wäsche, Post und Fahrzeugen verwendet
5 g ≤ e

Einfach ausgedrückt:
≥5 g
20e50010 000Gewerbliche Wägungen für schwerere Lasten, zB. Vieh, Achslastwaagen und Fahrzeugwaagen mit höherem Fassungsvermögen
IV
5 g ≤ e

Einfach ausgedrückt:
≥5 g
10e1001 000Gewichtskontrollen im Straßenverkehr, zB. Radlastwaagen

Die Genauigkeitsklassen an einem Beispiel erklärt 

Genauigkeitsklasse I

Analysenwaagen sind eine spezielle Art von Waage, die in der Regel in Laboren oder medizinischen Einrichtungen verwendet wird. Sie wird eingesetzt, um die Masse oder das Gewicht von Substanzen oder Objekten mit hoher Genauigkeit zu messen. Analysenwaagen sind darauf ausgelegt, sehr präzise Messungen durchzuführen und können oft auf mehrere Dezimalstellen genau sein.

Bei unserer Analysenwaage Gram FV können Sie einen maximalen Wägebereich von 120 Gramm mit einer Ablesbarkeit von 0,0001 Gramm wählen. 

Wenn wir die Anzahl der Skalenintervalle (n) berechnen wollen, dann entspricht der Wägebereich von 120 Gramm hier der Kapazität und die Ablesbarkeit bleibt bei 0,0001 Gramm. 

Mit der Formel n = ((Max)/(e)) = 120/0,0001 erhalten wir das Ergebnis von 1 200 000. Somit gehört diese Waage zur Genauigkeitsklasse 1. 

Genauigkeitsklasse II

Eine Präzisionswaage ist ein Messgerät, das dazu dient, das Gewicht oder die Masse eines Objekts oder Substanz mit hoher Genauigkeit zu messen. Präzisionswaagen werden häufig in Labors und industriellen Umgebungen eingesetzt, wo genaue Messungen von entscheidender Bedeutung sind.

Bei unserer Präzisionswaage Gram FR können Sie einen maximalen Wägebereich von 500 Gramm mit einer Ablesbarkeit von 0,001 Gramm wählen. 

Mit der Formel n = ((Max)/(e)) = 500/0,001 erhalten wir das Ergebnis von 500.00. Somit gehört diese Waage zur Genauigkeitsklasse 2. 

Wann müssen geeichte Waage genutzt werden? 

Die Richtlinie 2009/23/EU über nichtselbsttätige Waagen besagt, dass unter den folgenden Umständen geeichte Waagen verwendet werden müssen:

  • Bestimmung der Masse für Zwecke des geschäftlichen Verkehrs, 
  • Bestimmung der Menge für die Berechnung einer Maut, eines Tarifs, einer Steuer, eines Bonus, einer Strafe, einer Vergütung, einer Entschädigung oder einer ähnlichen Art von Zahlung.
  • Bestimmung der Menge für die Anwendung von Gesetzen oder Verordnungen; Sachverständigengutachten in Gerichtsverfahren.
  • Bestimmung des Preises auf der Grundlage der Menge für die Zwecke des Direktverkaufs an die Öffentlichkeit und der Zusammenstellung von Fertigpackungen.
  • Bestimmung der Masse bei der Ausübung der Heilkunde beim Wiegen von Patienten aus Gründen der ärztlichen Überwachung, Untersuchung und Behandlung. 
  • Bestimmung der Menge in der medizinischen Praxis zum Wiegen von Patienten zum Zweck der Überwachung, Diagnose und medizinischen Behandlung.
  • Bestimmung der Menge für die Herstellung von Arzneimitteln auf Rezept in einer Apotheke und Bestimmung der Menge bei Analysen in medizinischen und pharmazeutischen Labors.

Was ist der Unterschied zwischen einer geeichten Waage, einer eichfähigen Waage und einer nicht eichfähigen Waage?

Eine geeichte Waage, eine eichfähige Waage und eine nicht eichfähige Waage unterscheiden sich in Bezug auf ihre Eichfähigkeit und ihre Verwendbarkeit im geschäftlichen Verkehr.

  • Geeichte Waage: Eine geeichte Waage ist eine Waage, die einer Eichung unterzogen wurde und eine gültige Eichmarke oder ein Eichzeichen trägt. Die Eichung wird von staatlich anerkannten Eichstellen durchgeführt und stellt sicher, dass die Waage den gesetzlichen Anforderungen an Genauigkeit und Zuverlässigkeit entspricht. Geeichte Waagen werden regelmäßig überprüft und justiert, um ihre Genauigkeit zu gewährleisten. Sie werden in geschäftlichen Transaktionen verwendet, in denen Gewichtsangaben gesetzlich vorgeschrieben sind, um die Integrität und Vertrauenswürdigkeit der Messungen sicherzustellen.
  • Eichfähige Waage: Dies sind Waagen, die die grundlegenden Anforderungen für eine spätere Eichung erfüllen. Diese Waagen müssen bestimmten technischen Standards entsprechen und können später geeicht werden, um ihre Genauigkeit zu bestätigen. Um die CAL-Menüsperre auf der Platine zu deaktivieren, muss das Eichsiegel durchbrochen werden. Ist das Siegel nicht mehr intakt, gilt die Waage nicht länger als geeicht. Die Bestätigung des Schutzes vor Manipulation wird ebenfalls gewährleistet.
  • Nicht eichfähige Waage: Eine nicht eichfähige Waage ist eine Waage, die nicht für den Einsatz im geschäftlichen Verkehr geeignet ist, da sie nicht den gesetzlichen Anforderungen an Genauigkeit und Zuverlässigkeit entspricht. Sie unterliegen keiner regelmäßigen Eichung und dürfen nicht für geschäftliche Transaktionen verwendet werden, bei denen Gewichtsangaben gesetzlich vorgeschrieben sind. Nicht eichfähige Waagen können genauso genau oder sogar noch genauer wiegen, wie geeichte Waagen, sofern sie regelmäßig gewartet und justiert werden. Allerdings können sie aus rechtlicher Sicht niemals einer Eichung unterzogen werden und folglich niemals als “Geeichte Waage” klassifiziert werden.

Was ist der Unterschied zwischen Werkskalibrierung, Kalibrierung, Justierung und Eichung einer Waage?

Die Begriffe Kalibrierung, Justierung und Eichung beziehen sich alle auf Maßnahmen zur Sicherstellung der Genauigkeit und Zuverlässigkeit von Messinstrumenten wie Waagen. 

1. Werkskalibrierung 

Die Werkskalibrierung ist eine Kalibrierung, die vom Hersteller durchgeführt wird, bevor die Waage zum ersten Mal verwendet wird. Bei der Werkskalibrierung wird die Waage so eingestellt, dass sie in der spezifizierten Umgebung genaue Messungen liefert. Die Werkskalibrierung wird normalerweise mit hochpräzisen Referenzgewichten durchgeführt und ermöglicht es dem Hersteller, sicherzustellen, dass die Waage den vorgegebenen Genauigkeitsstandards entspricht, bevor sie an den Kunden ausgeliefert wird.

2. Kalibrierung einer Waage

Die Kalibrierung bezieht sich auf den Prozess, bei dem die Messgenauigkeit eines Instruments überprüft und angepasst wird, wenn dies nötig ist. Dies wird in der Regel intern oder von einem spezialisierten Unternehmen durchgeführt. Dabei wird das Messinstrument mit einer bekannten Referenz verglichen, um festzustellen, ob es korrekte Messwerte liefert. Wenn Abweichungen festgestellt werden, werden entsprechende Korrekturen vorgenommen, um die Genauigkeit zu verbessern. Die Kalibrierung kann beispielsweise durch Vergleich mit standardisierten Gewichten bei einer Waage durchgeführt werden.

Wie läuft die Kalibrierung einer Waage ab?

Der Kalibrierungsprozess beginnt mit der Definition des Messprozesses, einschließlich des Geräts, der Umgebungsbedingungen, der verwendeten Normale und der Vorgehensweise. Anhand eines mathematischen Modells wird die Kalibrierung unter Berücksichtigung aller bekannten Einflüsse (Temperatur, Chemikalien, Abnutzung) durchgeführt. Anschließend erfolgt eine Analyse der Messunsicherheit. Die Ergebnisse, einschließlich des Kalibrierwerts und der Kalibrierunsicherheit, werden dokumentiert.

Der Ablauf einer Waagenkalibrierung beinhaltet das Platzieren von Prüfgewichten auf der Waage und die Bestimmung der Abweichung anhand der angezeigten Gewichtswerte. Die Messungen werden während der Kalibrierung mehrmals durchgeführt und statistisch bewertet. Alternativ können feste Standardtestbedingungen verwendet werden, um zufällige Abweichungen zu minimieren.

Das Ergebnis jeder Messung wird als Abweichung zwischen dem Gesamtwert der Referenzgewichte (X) und dem von der Waage angezeigten Wert (Y) festgehalten. Diese Abweichung wird als Fehler bezeichnet und im Kalibrierungszertifikat dokumentiert. 

Unsere ISOCAL-Kalibrierungszertifikate enthalten Informationen über den durchgeführten Kalibrierungsprozess sowie die angewandten Verfahren und Ergebnisse. Ihre Waage wird einer Wiederholbarkeitsprüfung, einer Exzentrizitätsprüfung und einer Lade- und Entladeprüfung unterzogen. Weiterhin enthalten unsere ISOCAL-Kalibrierungszertifikate einen vollständigen Bericht über die verwendeten Messnormalen. 

3. Justierung einer Waage 

Die Justierung bezieht sich auf den Vorgang der Feineinstellung oder Anpassung einer Waage, um die Genauigkeit zu optimieren. Nach einer Kalibrierung können kleinere Abweichungen oder Ungenauigkeiten durch eine Justierung korrigiert werden. Dies kann beispielsweise durch Anpassung der mechanischen oder elektronischen Komponenten einer Waage erfolgen, um die Messwerte genauer zu machen. Während eine Kalibrierung durch geschultes Fachpersonal erfolgt, kann eine Justierung ganz einfach zuhause durchgeführt werden. Sie haben verschiedene Möglichkeite, Ihre Waage zu justieren: 

  1. Justierung mit einem Kalibriergewicht: Die meisten Waagen ermöglichen eine Justierung mit einem speziellen Kalibriergewicht. Befolgen Sie dazu die Anweisungen in der Bedienungsanleitung Ihrer Waage. Das Kalibriergewicht wird auf die Waage gelegt und die Anzeige der Waage wird dann entsprechend eingestellt.
  2. Justierung mit einer bereits kalibrierten Waage: Wenn Sie eine zweite Waage zur Verfügung haben, die korrekt kalibriert ist, können Sie diese nutzen, um das Gewicht eines Objekts zu messen, das Sie dann als Kalibriergewicht für die zu justierende Waage verwenden. Messen Sie das Gewicht des Objekts mit der korrekt kalibrierten Waage und nutzen Sie dann dieses Gewicht, um die andere Waage zu justieren.

4. Eichung einer Waage (Konformitätsbewertung)

Die Eichung ist ein spezieller Prozess der Kalibrierung, der von einem auditierten Hersteller durch eine notifizierte, staatlich anerkannte Kalibrierstelle durchgeführt wird. Das Herstellerkalibrierverfahren muss eine Reihe von gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf die Justierung des Geräts und die Kalibriergewichte erfüllen und wird jährlich überprüft. Das Ziel der Eichung ist es, sicherzustellen, dass die Waage innerhalb der gesetzlich festgelegten Toleranzen arbeitet. Wenn eine Waage geeicht ist, erhält sie eine Eichmarke, die bestätigt, dass sie den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Eichungen sind in bestimmten Branchen und für bestimmte Anwendungen notwendig, wie zum Beispiel im Handel, wo das Gewicht direkt mit dem Preis eines Produkts verknüpft ist.

WerkskalibrierungKalibrierungJustierungEichung
RegulierungKeine gesetzliche RegelungKeine gesetzliche RegelungKeine gesetzliche RegelungGesetzliche Regelung nach MessEG, MessEV und EU-Richtlinie 2014/31
ZweckInspektion der Geräte, Wiederinbetriebnahme der Ausrüstung nach längerer Pause, allgemeine Kontrolle der AusrüstungGewährleistung der Genauigkeit eines Messinstruments, insbesondere im Rahmen eines QualitätsmanagementsystemsFeineinstellung eines Messinstruments zur Verbesserung der Genauigkeit, normalerweise nach einer KalibrierungGesetzlich vorgeschrieben, wenn man am sog. “Eichpflichtigen Verkehr” teilnimmt.

Kurz: im geschäftlichen Verkehr zB. Bestimmung Preis auf Grundlage der Masse in Supermärkten
AnwendungWaage, die keiner spezifischen Kalibrierroutine unterliegen und nicht eichpflichtig sindJede Waage, die fehlerfrei funktioniertJedes Messinstrument, das eine Feinabstimmung erfordert, um optimale Genauigkeit zu gewährleistenNur eichfähige Waagen oder Prüfgewichte, die den Standards der OIML entsprechen
ProzedurKeine gesetzliche Regelung, jedoch wird die Werkskalibrierung meist analog zur Eichung durchgeführt. Messabweichungen werden mit Hilfe von geeichten Gewichten erfasst. Ein Werkskalibrierzertifikat wird ausgestellt.Vergleich des Messinstruments mit einem bekannten Standard; Korrekturen werden vorgenommen, wenn Abweichungen festgestellt werdenAnpassung der mechanischen oder elektronischen Komponenten eines Messinstruments zur Verbesserung der MessgenauigkeitÜberprüfung und Validierung eines Messinstruments durch eine staatlich anerkannte Eichstelle
GültigkeitBestimmt vom Nutzer in Übereinstimmung mit Standards und VorschriftenDurch multilaterale Abkommen zwischen verschiedenen internationalen Akkreditierungsorganisationen anerkanntHängt von der Genauigkeit des Instruments nach der Justierung abWird durch die Eichung bescheinigt und ist gesetzlich vorgeschrieben
HäufigkeitKann nach Bedarf durchgeführt werden, zB. Wenn die Waage nach einer langen Pause wieder in Betrieb genommen wirdEinhaltung von Rekalibrierungsfristen, meist 12 MonateDurchführung bei Bedarf, wenn kleinere Abweichungen oder Ungenauigkeiten festgestellt werdenAbhängig von den gesetzlichen Anforderungen und Bestimmungen für das jeweilige Messinstrument: 
Je nach Maximallast, Waagen- und Einsatzart muss die Eichung jährlich, alle 2 oder 3 Jahre erneuert werden
Die verschiedenen Prüfverfahren für Ihre Waage

Welche weiteren Vorschriften gilt es zu beachten?

Insgesamt gibt es verschiedene Richtlinien, um nichtselbsttätige Waagen – also Waagen, die mit menschlicher Hilfe benutzt werden müssen – ordnungsgerecht zu verwenden. 

Die Richtlinie 2014/31/EU setzt die Richtlinie 90/384/EWG sowie die Richtlinie 2009/23/EG außer Kraft.  

Weiterhin zu beachten ist der Standard der DIN EN 45501:2016-03, welcher der Richtlinie 2009/23/EG entspricht. Die DIN EN 45501:2016-03 legt messtechnische und technische Anforderungen für nichtselbsttätige Waagen fest.

Die wichtigsten Änderungen in der DIN EN 45501:2016-03 beinhalten:

  • Erweiterungen der Anforderungen an die Störfestigkeit gegenüber elektromechanischen Einflüssen (EMV) als Reaktion auf die breitere Anwendung von Wireless-Technologie.
  • Verbesserung der Festlegungen für Integrität und Sicherheit der Software sowie Prüfungen zum Nachweis der Kompatibilität.
  • Anforderungen an ortsveränderliche und mobile Waagen.
  • Berücksichtigung der Anwendung modularer Elemente in Waagenfamilien mit erweiterten Prüfanforderungen an analoge und digitale Module und Systeme zum Nachweis ihrer Kompatibilität mit einer einzelnen Waage oder einem einzelnen System.

Wiegen vs. Wägen – Was ist Wägetechnik?

  1. Wiegen:
    • Bedeutung: “Wiegen” bezieht sich auf das Messen des Gewichts eines Objekts. Dabei wird das Objekt auf eine Waage gelegt, um zu bestimmen, wie schwer es ist.
    • Anwendung: Dieser Begriff wird im alltäglichen Gebrauch verwendet, wie z.B. beim Wiegen von Lebensmitteln in der Küche oder beim Feststellen des Körpergewichts.
  2. Wägen:
    • Bedeutung: “Wägen” geht über das bloße Messen des Gewichts hinaus. Es beinhaltet das präzise Bestimmen des Gewichts unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren, wie z.B. der Kalibrierung der Waage, der Umgebungseinflüsse und der Genauigkeit der Messung.
    • Anwendung: “Wägen” wird häufiger in wissenschaftlichen, industriellen oder technischen Kontexten verwendet. Es betont die Genauigkeit und die methodische Herangehensweise an die Gewichtsmessung.

Was ist Wägetechnik?

Wägetechnik ist der Bereich der Technik, der sich mit der Entwicklung, Herstellung und Anwendung von Geräten zur Gewichtsmessung (Waagen) beschäftigt. Sie umfasst sowohl die physikalischen Komponenten (wie Sensoren und Mechanismen) als auch die softwaretechnischen Aspekte (wie Algorithmen zur Gewichtsberechnung und Kalibrierungssoftware).

Wägetechnik spielt eine entscheidende Rolle in vielen Branchen, darunter in der Lebensmittelindustrie, im Transportwesen, in der pharmazeutischen Industrie, in Laboren und im Handel. Sie ist entscheidend für die Qualitätssicherung, die Einhaltung von Handelsstandards und für wissenschaftliche Forschungszwecke.

FAQ’s – Häufig gestellte Fragen 

Muss eine Waage kalibriert werden und wenn ja, wie oft? 

Die Kalibrierung einer Waage ist grundsätzlich empfehlenswert, auch wenn es keine gesetzliche Vorschrift dazu gibt. Eine korrekte und zuverlässige Gewichtsmessung ist jedoch eine wichtige Voraussetzung für Produktivität und Effizienz.

Wenn Ihr Unternehmen ein Qualitätsmanagementsystem wie ISO 9000ff, IATF 16949, GMPV, DA, GLP, FDA oder ähnliches implementiert hat, besteht eine Verpflichtung zur Kalibrierung von Messgeräten, einschließlich Waagen. Diese Verpflichtung ergibt sich aus den normativen Anforderungen des Qualitätsmanagementsystems.

Welche Risiken entstehen, wenn eine Waage nicht kalibriert wird? 

  • Ungenauigkeit bei der Gewichtsmessung: Eine nicht kalibrierte Waage kann falsche Gewichtswerte anzeigen. Dies kann zu fehlerhaften Ergebnissen führen, insbesondere wenn es um präzise Gewichtsmessungen geht, wie beispielsweise bei medizinischen oder wissenschaftlichen Anwendungen.
  • Fehlende Verlässlichkeit: Eine nicht kalibrierte Waage kann unzuverlässig sein und zu inkonsistenten Messungen führen. Dies kann zu Verwirrung oder Unsicherheit über die tatsächlichen Gewichtsänderungen oder -werte führen.

Welche Risiken entstehen, wenn eine Waage nicht geeicht wird? 

  • Rechtliche Konsequenzen: In einigen Bereichen, wie zum Beispiel im Handel oder bei bestimmten Gewichtsregulierungen, ist eine regelmäßige Eichung gesetzlich vorgeschrieben. Wenn eine Waage nicht geeicht wird, können rechtliche Konsequenzen wie Bußgelder oder der Verlust von Lizenzen drohen.

Wie viel kostet die Eichung einer Waage? 

Sowohl bei der Ersteichung durch den Hersteller als auch bei nachfolgenden Eichungen durch staatliche Eichämter entstehen Eichkosten. Während der Hersteller die Eichkosten für Erst-Eichungen selbst festlegen kann, sind die Eichkosten und Gebühren der Landeseichbehörden gesetzlich geregelt und in der Gebührenverordnung zum Mess- und Eichwesen (MessEGebV) festgelegt. 

Bei Waagenet sind alle Eichkosten im Preis inkludiert, sofern Sie eine geeichte Waage erwerben.

Was ist eine Nivellierung? 

Die Nivellierung einer Waage bezieht sich auf den Prozess des Ausgleichs der Waage über ihre Füße, um sicherzustellen, dass sie in einer horizontalen und stabilen Position steht. Durch die Nivellierung wird sichergestellt, dass die Waage korrekte Messungen liefert, indem sie sicherstellt, dass die Waage nicht geneigt ist und dass die Messplattform rechtwinklig zur Schwerkraft steht. An einer Schräge kann die Waage über die richtige Einstellung der Füße dennoch die Rechtwinkligkeit zur Schwerkraft erreichen. Eine korrekt nivellierte Waage gewährleistet genaue und zuverlässige Messergebnisse.

Wiegt eine geeichte Waage genauer als eine nicht geeichte Waage? 

Nein, eine geeichte Waage wiegt nicht genauer als eine nicht geeichte Waage. Die Eichung einer Waage bezieht sich lediglich auf die Überprüfung und Bestätigung ihrer Genauigkeit durch eine autorisierte Stelle. Eine geeichte Waage stellt sicher, dass sie den gesetzlichen Anforderungen entspricht, aber dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie präziser ist als eine nicht geeichte Waage – sie ist jedoch vor Manipulation geschützt. 

Die Genauigkeit einer Waage hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Qualität des Wägesystems, der Kalibrierung und der Messmethode. Eine hochwertige nicht geeichte Waage kann genauso oder sogar genauer sein als eine geeichte Waage. 

Es ist daher empfehlenswert, die Waagen regelmäßig warten zu lassen oder sie zumindest mit Prüfgewichten auf Linearität zu testen, um genaue Messungen sicherzustellen.

Sind alle Waagen ab Werk kalibriert? 

In der Regel sind alle Waagen ab Werk kalibriert. Sie werden in einer kontrollierten Umgebung des Herstellers, dem sogenannten Kalibrierlabor, mit Prüfgewichten getestet und gegebenenfalls justiert, um sicherzustellen, dass die industrielle Waage genaue Messungen liefert. Da die Erdbeschleunigung am Ort der Justierung nicht dieselbe sein muss, die diejenige, die am Einsatzort der Waage vorherrscht, muss der GEO-Wert ggf. Entsprechend an die aktuelle geografische Breite angepasst werden.

Sind alle Waagen ab Werk geeicht? 

Nein, nicht alle Waagen sind ab Werk geeicht. Während die meisten Waagen ab Werk justiert und kalibriert sind, um sicherzustellen, dass sie genaue Messungen liefern, ist eine Eichung ein gesonderter gesetzlich geregelter Prozess.

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